Wissenstag 2015 des Vereins für Reinigungsforschung (VSR) zur digitalen Revolution in der Reinigungsbranche

Wissenstag 2015 des Vereins für Reinigungsforschung (VSR) zur digitalen Revolution in der Reinigungsbranche

Die digitale Revolution in der Reinigung war das Thema des Wissenstags des niederländischen Verbands für Reinigungsforschung (VSR). Smart Buildings, Reinigungsroboter, Sensoren in Wagen, Wearables, Reinigung 4.0 und Big Data: nur einige der Themen, die am Mittwoch, den 09. September beim VSR-Wissenstag 2015 vorgestellt und diskutiert wurden.

Digitale Reinigung & Reinigungsforschung

Die Association of Cleaning Research veranstaltete ihren halbjährlichen Wissenstag in Kombination mit einem Sommerdrink für ihre 180 Mitglieder in Maarssen, Niederlande. Das Ergebnis dieses Informationstages war, dass die Anwendung digitaler und technologischer Lösungen für die Reinigungsbranche wirklich an Fahrt aufnimmt, während gleichzeitig das Interesse innerhalb der Branche an der Robotisierung und Digitalisierung schnell wächst.

Auswirkungen auf Vertragsreiniger

Sowohl geschäftlich als auch privat führt kein Weg daran vorbei: Der Prozess der Robotisierung und Digitalisierung findet überall um uns herum statt und wird, ob man will oder nicht, letztlich auch unser Privat- und Arbeitsleben beeinflussen. Welche Auswirkungen und Chancen diese Prozesse für die Reinigungsbranche haben können, wurde auf dem Wissenstag deutlich.

Der VSR hatte insgesamt 6 Gastredner eingeladen, die das Thema "Digitalisierung der Reinigungsbranche" jeweils aus ihrer eigenen Perspektive betrachteten. Von der wissenschaftlichen Sichtweise bis zur praktischen Anwendung in der Reinigung.   

Paul Harleman - Vileda Profi

Paul Harleman (VSR und Vileda Professional), der als Vorsitzender des Tages fungierte, führte in das Thema des Tages ein: "Im Jahr 2011 haben wir den Einsatz von Robotern in der Reinigungsbranche untersucht. Heute wollen wir uns ansehen, was in der Zwischenzeit passiert ist. Aus der großen Zahl der Anmeldungen können wir schließen, dass das Thema heute sehr lebendig ist!"

 

Peter van Baalen - Universität von Amsterdam

Professor Dr. Peter van Baalen (UvA) begann seinen Vortrag mit der Feststellung, dass sich die technologischen Entwicklungen rasant vollziehen. "Wir befinden uns jetzt in der 4. industriellen Revolution und im 2. "Dabei geht es darum, Muskelkraft durch Denkkraft zu ersetzen. Die größten Sprünge werden mit generischer Technologie gemacht. Generische Plattformen wie Uber und Airbnb sind hier führend. Aber das Seltsame ist, dass Facebook keine Inhalte schreibt. Uber hat keine Taxis, Airbnb besitzt keine Immobilien. Sie sind nur Plattformen. Wir leben in einer Zeit, in der wir alles digitalisieren können. Objekte, Inhalte, Prozesse, Infrastrukturen und Netzwerke. Alles kann auf Einsen und Nullen reduziert werden".

Kann ein Roboter eine Reinigungskraft ersetzen?

"Die Verarbeitungskapazität eines Chips nimmt ständig zu. Das Gleiche gilt für die Internet-Bandbreite", so van Baalen weiter. "Und schließlich erhöhen wir die Speicherkapazität von Daten. Wenn man all diese Faktoren zusammennimmt und sie mit dem Internet verbindet, können wir die physische und die virtuelle Welt miteinander verknüpfen. Dies nennt man das 'Internet der Dinge'". Wenn Sie Ihre Wachstumsstrategie auf diese Entwicklung ausrichten, müssen Sie sich fragen, wie Sie mit intelligenten Maschinen, Dingen und Plattformen arbeiten wollen, warnt van Baalen: "In der Reinigungsbranche mit Gebäudereinigern ist das nicht so einfach möglich. Kann ein Roboter wirklich eine Reinigungskraft ersetzen?

Vielleicht können einfache Aufgaben zuerst kopiert werden? Vielleicht können Sensoren erkennen, ob der Mülleimer voll oder leer ist? Wahrscheinlich können Roboter wie Baxter irgendwann die Geschicklichkeit erreichen, zu der wir fähig sind. Aber bevor wir die Reinigung automatisieren, müssen wir erst einmal standardisieren. Das bedeutet zum Beispiel, dass ich zuerst mein Zimmer aufräumen muss, bevor ich den Roboter sein Ding machen lasse." Dann fragte van Baalen: "Wer oder was ist der Uber in Ihrer Branche?". Worauf Harleman antwortete: "Unternehmen wie Helpling und Book a tiger sind schnell auf dem Vormarsch. Sie könnten unsere Ubers werden".

Messen Sie alles, auch die Reinigungsmittel...

Dirk Tuip von FacilityApps zeigte, wie Apps den gesamten Reinigungsprozess vereinfachen können. Ein Gebäude ist kein Objekt, sondern eine Box, und aus dieser Box holen wir uns Informationen", sagt er, "Kundendaten (wie Beschwerden oder Vorschläge), Maschinendaten, Endnutzerdaten (wie zufrieden sie zum Beispiel sind). Durch die Digitalisierung werden Sie für den Kunden transparenter, Sie senken sofort Ihre Kosten und sind für die Zukunft gerüstet. Hinzu kommt, dass 4 von 5 Menschen heutzutage ein Smartphone besitzen, auch wenn sie es noch nicht aktiv am Arbeitsplatz nutzen. "Das bietet enorme Chancen für die Professionalisierung der Reinigungsbranche", sagt Tuip, "und außerdem wird die Amortisationszeit immer kürzer".

Darüber hinaus wies Tuip darauf hin, dass Apps eine wichtige Rolle in der Vorreinigungsphase (Kalkulation, Startplan und Planung), in der Betriebsphase (Arbeitsprogramme, Anweisungen und Logbücher) bis hin zur Nachreinigungsphase (Analyse, DKS/VSR und Kundenfeedback)spielen können . Wenn wir das zum Beispiel mit dem Sport vergleichen, hat die Reinigungsbranche noch einen langen Weg vor sich", sagt Tuip.

"Im Sport wird alles und jeder Sportler ständig gemessen: die Herzfrequenz, die Sprungkraft und jede Woche während des Trainings und während des Spiels die Anzahl der richtigen/falschen Pässe, die Ergebnisse und schließlich, ob man gewonnen hat oder nicht. Warum machen wir das nicht auch bei unseren Reinigungskräften? Wie ist ihre individuelle Leistung, ihre Effizienz? Wie viele Tische haben sie abgestaubt, wie viele Böden gekehrt? Wie haben die Kunden die Leistung der Reinigungskräfte bewertet? All diese Informationen und Daten können genutzt werden, um die Reinigungskräfte und ihre Arbeitsabläufe positiv zu beeinflussen".

Jesse Scholtes - Roboter funktionieren nicht ohne Menschen

Ir. Jesse Scholtes (Technische Universiteit Eindhoven) zeigte die Komplexität von Robotern, was sie heute können und wie sie ihre kognitive Intelligenz wie Orientierung, Denken und Problemlösung erhalten. "In der Reinigungsbranche werden Roboter in der Lage sein, sich wiederholende Aufgaben wie die Bodenpflege oder logistische Aufgaben zu übernehmen. Aber die menschliche Aufsicht wird immer nötig sein", fügt er hinzu. "Roboter nehmen die Welt in Pixeln wahr, und auf einem Flachbildschirm sieht alles gleich aus. Man muss also viel programmieren, um zum Beispiel ein Glas Wasser aus der 'echten' Welt zu destillieren. Die kognitiven Fähigkeiten sind einfach nicht vorhanden". Scholtes prognostiziert, dass Roboter in 15 bis 20 Jahren wirklich in der Lage sein werden, die Reinigungsbranche zu unterstützen, und zeigte Arbeitsbeispiele von Schrubb- und Kehrrobotern, die bereits im Einsatz sind.    

Richard Bormann - Fraunhofer Institut Deutschland

Richard Bormann vom Fraunhofer-Institut in Deutschland hat mit dem größten deutschen Reinigungsunternehmen zusammengearbeitet. Duschmann, um mehrere fortschrittliche Experiments mit Robotern für die Entleerung von Behältern und das Schweben von Böden. Das Ergebnis? Beide Aufgaben können problemlos von Robotern erledigt werden. "Der große Vorteil", so Bormann, "ist die Tatsache, dass man sie nicht einstellen oder anlernen muss. Sie sind einfach da und können rund um die Uhr arbeiten, ohne Urlaub, Wochenenden oder Ruhezeiten."

Bormann entwickelte einen Roboter, der mit einer Kamera, einer Greifzange und einem Staubsauger ausgestattet war. Der knifflige Teil war, den Schmutz tatsächlich zu erkennen. "Aber alles in allem haben wir gute Ergebnisse erzielt", sagt er. "Ein Roboter kann 100 Quadratmeter in einer Stunde saugen. Das ist 5x so schnell wie ein Mensch. Deshalb haben wir beschlossen, die Entwicklung fortzusetzen und den Roboter mit Intelligenz auszustatten, so dass er Türen öffnen oder Stühle bewegen kann. Außerdem werden wir ihn mit festen, integrierten Armen und Werkzeugen ausstatten, anstatt mit den austauschbaren, die wir bisher hatten."  

 

Hinzufügen - Fraunhofer Institut Roboter-Clip

 

Paul Havinga - Von Düften und Gebrauchsmustern bis zu Staub...

Professor Dr. Paul Havinga (Universiteit Twente, Foto) sprach speziell über Sensoren. Ihm zufolge können sie alles messen und erkennen. Von Düften über Nutzungsmuster bis hin zu Staub. "Auf diese Weise hat man ein Netzwerk, das aus kleinen Geräten besteht", sagt er, "Das Telefon ist ein großer Sensor. Und jeder hat ein Telefon. In einem großen Gebäude kann man also messen, wo es stark frequentiert ist und folglich auch, wo es stärker verschmutzt sein wird. Solche Sensoren haben verschiedene Funktionen: Kontrolle, Track & Trace (Überwachung, Verfolgung) und Aufspüren von Spuren (z. B. verlorene Waren). Dank der Sensoren sind Sie nun in der Lage, die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt zu treffen, da Sie Informationen in Echtzeit erhalten.

 

Peter Mudde - Vebego Innovationen

Peter Mudde von (Vebego Innovations) präsentierte das Ergebnis eines Tests, den sie am Flughafen Schiphol durchgeführt haben. "Wir möchten die Verschmutzung messen", erklärte er, "das ermöglicht eine intelligente und gezielte Reinigung". Er fügte hinzu, dass seiner Meinung nach der Einsatz von Wearables (Kleidung, intelligente Uhren, Brillen und Telefone) sehr interessant und lohnenswert für Reinigungsaufgaben sein könnte. Mit Wearables kann man zum Beispiel das Personal produktiver und effizienter machen. Außerdem ist es auf diese Weise viel einfacher, das Personal je nach Verschmutzungsgrad zu instruieren.

Es lohnt sich, jetzt nachzuforschen....

 

Harleman beendete den Wissenstag mit dem Forscher Anton Duisterwinkel und dem OSB-Vorsitzenden Piet Adema: "In 20 Jahren werden Roboter in den Reinigungsbereich einziehen", prognostiziert er, "aber die Robotisierung ist ein Thema, mit dem man sich schon heute beschäftigen kann und sollte".

Verschiedene Beispiele für Digitalisierung, Smart und Big Data, Automatisierung und sogar Robotisierung werden zunehmend in Übersee eingesetzt. Aber von einer digitalen Revolution in der Reinigungsbranche zu sprechen, ist etwas weit hergeholt, meint Adema.  

"Die aktuellen Entwicklungen sind dafür noch etwas verfrüht", sagt er, "die Entwicklungen, so aufregend sie auch sein mögen, stecken noch in den Kinderschuhen". Daraufhin schloss Paul Harleman: "Tatsache ist jedoch, dass der Bedarf besteht und dass das Interesse zunimmt".

 

Zum Nachdenken anregen

Insgesamt war der VSR-Wissenstag und Sommerdrink eine spannende Veranstaltung mit interessanten Referenten, neuen Meinungen, praktischen Lösungen, Zukunftsbildern und allen relevanten Facetten der anstehenden Digitalisierung und Automatisierung in der Reinigungsbranche.